Proaktive Compliance mit Nachhaltigkeitsvorschriften ermöglicht Unternehmen, durch vorausschauende Planung und KI-gestützte Datenverwaltung nicht nur gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern auch Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Wer jemals ein großes Projekt vorbereitet hat – sei es das Training für einen Marathon oder eine Familienreise – weiß, wie entscheidend eine durchdachte Planung ist. Wer hingegen spontan und ohne Vorbereitung startet, merkt schnell, wie holprig alles laufen kann.
Ähnlich gestaltet sich die Situation für Unternehmen, wenn neue Nachhaltigkeitsvorschriften auf sie zukommen. Zahlreiche Länder und Branchen führen aktuell Regeln ein, die eine umfassendere Rechenschaft über Umwelt- und Sozialauswirkungen fordern. Eine proaktive Vorbereitung hilft, Chaos in letzter Minute sowie teure Fehler zu vermeiden. Prognosen, wann und wo neue Vorgaben gelten und wen sie genau betreffen, sind jedoch alles andere als einfach.
Ein Blick auf die Entwicklung zeigt: ESG-bezogene Vorschriften sind in den letzten zehn Jahren um 155 % angestiegen (Quelle: [1]) und der Trend hält an. Wer sich rechtzeitig mit den neuen Anforderungen auseinandersetzt, kann Compliance nicht nur als Pflicht verstehen, sondern auch strategisch für sich nutzen.
In den vergangenen Jahrzehnten fehlten oft verbindliche Vorgaben, die Unternehmen für Umweltbelastungen zur Verantwortung ziehen (Quelle: [2]). Greenwashing – also irreführende Angaben zur Nachhaltigkeit – war daher weit verbreitet. Eine Umfrage aus dem Jahr 2022 ergab, dass 58 % der befragten CEOs und Führungskräfte zugaben, im eigenen Unternehmen bereits Greenwashing betrieben zu haben (Quelle: [3]).
Die Gründe dafür liegen unter anderem in einer geringen Durchsetzung bestehender Richtlinien: In den letzten 30 Jahrenhat die Federal Trade Commission in den USA weniger als 100 Fälle von Greenwashing verhandelt (Quelle: [4]). Gleichzeitig sind die negativen Umweltauswirkungen immens: Allein die globale Textilindustrie ist für 10 % der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich (Quelle: [5]), während Versand und Retouren rund 37 % aller Treibhausgase im Handel ausmachen (Quelle: [6]).
Zunehmend wird ersichtlich, dass gängige Verfahren in Produktion, Transport und Konsum nicht nachhaltig sind. Verstärkter Verbraucherdruck und neue Rechtsvorschriften setzen höhere Maßstäbe für verantwortliches Wirtschaften.
Nachhaltigkeitsregeln entwickeln sich global und greifen ineinander. Einige bedeutende Beispiele:
Diese EU-Richtlinie ist Teil des „European Green Deal“ und verpflichtet große Firmen ab dem Geschäftsjahr 2024(Quelle: [7]) zu detaillierten Berichten über ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Leistungen. Betroffen sind Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten, einem Jahresumsatz über 40 Mio. € oder einer Bilanzsumme von über 20 Mio. € (Quelle: [7]). Auch börsennotierte KMU und Nicht-EU-Firmen mit hohem Umsatz in der EU fallen in den Geltungsbereich.
Ebenso Teil der EU-Initiativen sind digitale Produktpässe, die Informationen zum Produkt, zur Lieferkette oder zur Reparaturhistorie enthalten. Erste Branchen müssen bereits ab 2026 (Quelle: [8]) damit rechnen, entsprechende Daten in einem einheitlichen Format zur Verfügung zu stellen.
Diese Verordnung soll Greenwashing im Finanzsektor eindämmen und Kapital in nachhaltige Projekte lenken. Erste Offenlegungspflichten gelten seit März 2021 (Quelle: [9]), weitere Vorschriften traten 2022 in Kraft.
Die EU-Taxonomie definiert, was als „ökologisch nachhaltig“ gilt, und legt Kriterien für Klimaschutz, Wassernutzung oder Biodiversität fest. Die ersten Berichtsanforderungen traten 2022 in Kraft, eine vollständige Umsetzung ist bis Ende 2025 (Quelle: [10]) geplant.
Seit 2023 (Quelle: [11]) müssen Unternehmen ab 3.000 Mitarbeitenden menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken in ihren Lieferketten überwachen. Ab 2024 gilt dies auch für Firmen ab 1.000 Beschäftigten (Quelle: [11]). Bei Verstößen drohen Strafen bis zu 8 Mio. € oder 2 % des globalen Umsatzes (Quelle: [11]).
Zahlreiche Gesetzgebungen verlangen detaillierte Nachweise. Ohne solide und konsistente Daten gestaltet sich die Einhaltung dieser Vorschriften schwierig.
Für Regelungen wie CSRD oder DPP sind genaue Angaben über CO₂-Ausstoß, Recyclinganteile oder Lieferkettenbedingungen notwendig. Ein frühzeitiges Sammeln dieser Informationen vermeidet Engpässe, sobald Meldungen verpflichtend werden.
Rohdaten müssen strukturiert und aufbereitet werden. Ein PIM-System wie Ainavio bietet eine zentrale Plattform, um sämtliche Produktdaten zu erfassen, zu aktualisieren und kontinuierlich mit Nachhaltigkeitsmerkmalen zu ergänzen.
Besonders in den Lieferketten entstehen große Teile der Umwelt- und Sozialauswirkungen. Automatisierte Onboarding-Prozesse für Lieferantendaten stellen eine konsistente Erfassung sicher. KI-gestützte Lösungen helfen dabei, Lücken oder Unstimmigkeiten in Echtzeit zu erkennen.
Künstliche Intelligenz ermöglicht eine schnellere und genauere Datenanalyse. KI kann Dubletten identifizieren, fehlende Informationen ergänzen und mögliche Verstöße gegen Vorschriften hervorheben. Dieser Ansatz unterstützt Unternehmen, Compliance-Fragen effizient und zuverlässig zu beantworten.
Um Fehlerquellen zu minimieren, ist eine Verzahnung aller relevanten Tools sinnvoll. PIM, Lieferantenportale, KI-Analyse-Module und andere Anwendungen sollten einheitlich kommunizieren. Dadurch entsteht ein umfassender Überblick, der die Einhaltung von Vorschriften erleichtert.
Zwar bedeuten neue Regeln zunächst zusätzlichen Aufwand, doch sie schaffen auch Potenzial. Wer Nachhaltigkeit und Compliance gezielt in die eigene Strategie einbindet, kann sich positiv abheben. Denn Verbraucherinnen und Verbraucher legen zunehmend Wert auf nachweislich umwelt- und sozialverträgliche Angebote.
Mit einer vorausschauenden Planung und geeigneten Systemen wie dem KI-gestützten Ainavio PIM lassen sich Daten zentral steuern und gesetzliche Vorgaben erfüllen. So wird aus der Einhaltung neuer Richtlinien ein Instrument, das nicht nur Rechtssicherheit bietet, sondern auch Effizienz steigert und eine klare Positionierung im Markt ermöglicht.
[1] RBC/Reuters, „Global ESG Regulations 2022“
[2] Deloitte: ESG Regulatory Outlook 2022
[3] The Harris Poll, 2022 Survey on Greenwashing
[4] Federal Trade Commission: Green Guides Enforcement (Stand: 2022)
[5] UNEP (United Nations Environment Programme), 2022
[6] Global E-commerce Emissions Study, 2021
[7] Europäische Kommission, Corporate Sustainability Reporting Directive (Amtsblatt 2022)
[8] Europäische Kommission, Digital Product Passports (Richtlinienentwurf 2023)
[9] Official Journal of the European Union, SFDR (2021/2019)
[10] EU-Taxonomie, EU-Verordnung 2020/852
[11] BMAS/BMWK, Informationen zum Lieferkettengesetz (Stand: 2021)
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